Götter,
Menschen, Irrtümer Zweite Akt |
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Erste
Szene
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(Artemis
kommt in den Palast der Aphrodite, diese empfängt sie freundlich.)
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Aphrodite: | Sei
mir gegrüßt, Letoentsprungene.
Möchtest du einen Schluck Von diesem honigsüßen Weine haben? Er ist besonders gut.
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Artemis: | Ja,
gern.
Ich war schon lange nicht mehr hier. Wie geht`s Hephaistos? Wo ist er denn?
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Aphrodite: | Er
ist mit seinen Kyklopen in der Schmiede.
Seit ihn Dionysos zurück in den Olymp geholt, Ist er nur noch dort. Mir ist`s recht, Und Ares kann nun öfter komm`.
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Artemis: | Du
meinst,
Du treibst es immer noch Mit diesem widerwärt`gen Scheusal? Ich will dir nicht zu nahe treten, Doch ist dir nicht nach schönen Wesen?
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Aphrodite: | Ach,
Es kommt doch nicht auf Schönheit an, Ich mein, er ist grob, ich geb`s ja zu, Doch er versteht`s mich glücklich zu machen, So wie es keiner vermag, Und d`rum treib` ich`s mit ihm Und er mit mir, Soll doch jeder seh`n, Mit wem man stillt die schöne Gier. Ein jeder auf die seine Weise, Ob zärtlich oder grob, Ob laut oder leise, Es ist mir einerlei, Bittet man mich recht, Geb` ich die Lust ohne Fesseln frei.
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Artemis: | Gut,
Daß wir grad` auf`s Thema kommen, Mit einer Bitte bin ich zu dir gekommen. Könntest du mir einen Wunsch erfüll`n?
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Aphrodite: | Wen
soll ich denn für dich betören?
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Artemis: | Nein,
nein!
Es ist von dir gar lieb gemeint, Doch geht`s nicht um mich, Vielmehr sollst du der Eos, Die bald zu dir, mit einer Bitte, kommen wird, Diese rigoros verweigern, Denn wieder mal hat sie einen meiner Jäger, Ohne mich zu fragen, Mit zu sich genommen Und gegen seinen Willen hält sie ihn fest.
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Aphrodite: | Mir
ist`s recht, wenn du`s so willst.
Es soll so sein. Ich nehme an, Ich soll ihr auch verschweigen, Daß du bei mir gewesen bist Und mich darum gebeten hast?
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Artemis: | Ganz
recht.
Ich seh`, auf dich ist Verlaß, Wie eh und je. Hab` Dank, ich geh`.
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Zweite
Szene
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(Eos
kommt zum Palast der Liebesgöttin.)
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Aphrodite: | Na,
du Morgenschöne,
Was verleiht mir die Ehre, Daß du schaust bei mir vorbei? Hast dich wohl in`nen Mann verliebt, Der dir nicht die gleiche Liebe wiedergibt? Und ich soll ihn dir gefügigmachen?
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Eos: | So
ist`s.
Doch wer hat`s dir gesagt?
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Aphrodite: | Sein
Weibe war`s, Prokris.
Sie flehte mich an, und ich versprach`s. Du siehst, ich kann dir nicht, Auch wenn ich wollte, Doch ich will auch nicht, In deinem Plane bei dir steh`n. Nein, nein, nein. Verlieb` dich gefälligst in die Kreaturen Und auch Wesen, die bereit sind Deine Lust zu still`n und dir die Liebe geben, Wie auch du sie ihnen gibst.
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Eos: | Ist
dies dein letztes Wort?
Gibt es nicht die Möglichkeit Dein Versprechen umzudreh`n? Nur dies eine Mal!
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Aphrodite: | Mein
Wort zu brechen?!?
Nein sag` ich! Niemals! Warum glauben immer alle, Daß alleine ich es sei, Die für jede Liebestat verantwortlich, Im Himmel wie auf Erden, bin? Es ist nicht so.
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Eos: | Doch
wer ist`s dann?!
Wenn nicht du?!
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Aphrodite: | Ein
jeder selbst.
Würde jeder mehr auf sein eigen Herz, Und Verstand vertrau`n. Liebe gäbe`s zehn mal mehr, Statt dessen befriedigt man Die eig`ne Gier nach Macht Reichtum und Körperschaft, Die leider nicht nur Lust Viel mehr auch noch Probleme schafft. Du siehst, in diesem Punkt sind alle Wesen gleich, Unterscheidet sich die Menschheit nicht vom Götterreich.
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Eos: | Auch
wenn du mir nicht hast geholfen,
So will ich dir dennoch danken, Weil du es hast geschafft, Daß ich mich nicht ganz in Leid vergraben werd`.
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Dritte
Szene
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(Artemis
ist zur selben Zeit beim Kephalos vorbeigeeilt, als Dienerin ist sie
getarnt.)
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Artemis: | Huch!
Ihr seid noch hier?!
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Kephalos: | Wo
sollt` ich sein?
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Artemis: | Ich
dacht,
Die Herrin hätte euch schon wieder gehen lassen, Wie es war ihr Plan.
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Kephalos: | Mich
gehen lassen?
Wohin?
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Artemis: | Nach
Haus zurück!
Zur Prokris.
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Kephalos: | Sie
wollt` mich gehen lassen,
Warum bin ich dann noch hier?!
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Artemis: | Huch,
jetzt hab` ich mich vertan!
Sie ist sicher bald zurück. Sagt ihr bitte nichts von mir Und das ich euch gesprochen, Sonst müßtet ihr weiter hier bei ihr verweilen Und ich hinab zum Hades geh`n. Ich fleh` euch an, versprecht es mir!
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Kephalos: | Ich
versprech`s, beim Bart des Zeus.
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Artemis: | Habt
Dank!
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Kephalos: | Doch
sag`,
Will sie mich wirklich gehen lassen, Welch göttlicher Gedanke, Ich kann`s noch gar nicht fassen.
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Artemis: | Freut
euch nicht zu früh mein Herr!
Wer weiß ob euer Weib euch treu geblieben war? Was ist, wenn sie zu ihrem Troste Sich einen and`ren Mann ins Hause nahm? Sie ist ein wunderschönes Weib, Begehrenswert und liebevoll, Obendrein noch jung, und viel zu jung Um eine trauernd Witwe nun zu sein.
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Kephalos: | Recht
hast du.
So hab` ich`s noch nicht geseh`n. Doch glaub` ich`s nicht, Eh` ich`s nicht hab` Mit meinen eigen Augen wohl geseh`n. Zumal, die Liebe, meine Sehnsucht Treibt mich zu ihr zurück, Ich vertraue auf mein Glück.
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Artemis: | Das
sollt ihr auch.
Aber ich würd`s auf eine Probe kommen lassen, Um wirklich sicher zu sein, Daß ihre Liebe ganz tief zu euch Und rein auch gänzlich ist.
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Kephalos: | Wie
darf ich deine Worte denn versteh`n?
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Artemis: | Ihr
müßtet als ein Fremder zu ihr geh`n.
Um ihre Hand ganz innig und beharrlich werben. Und wenn sie euch am fünften Tag noch immer nicht erhört, So seid ganz unbeschwert um ihrer Treue wegen. Doch gibt sie früher nach, Oder auch am Fünften schon, dem Selbigen, Dann solltet ihr euch zu erkennengeben. Was ihr mit ihr dann macht, ist euere Sach`. Ich würd` sie in die Ferne geben, Daß die Götter sich entscheiden, Was mit ihrem Schicksal wird.
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Vierte
Szene
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(Artemis
erscheint der Prokris als Apollon.)
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Prokris: | Bist
du gekommen, um mir zu sagen,
Daß mein Kephalos nicht kommen wird, Oder daß seine Rückkehr ist ganz nah?
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Artemis: | Ganz
nah ist sie,
Sieben Tage noch, doch nicht wie du sie denkst.
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Prokris: | Nicht
wie ich sie denk`?
Was sagst du da?
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Artemis: | Er
will dich auf die Probe stell`n,
Ob du ihm warst ganz sicher treu.
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Prokris: | Mich
auf die Probe stellen?
Zweifelt er an meiner Liebe gar? Dieser liebe Narr!
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Artemis: | Es
sieht so aus, doch ich sag` dir,
Mach dir nichts d`raus, die Männer sind halt so. Und wenn du meinen Rat befolgst Wird sicher nichts passieren.
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Prokris: | Und
welchen Rat willst du mir geben?
Sprich, was ist zu tun!
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Artemis: | Er
wird sich von der Morgenschönen
In einen dir fremden stolzen Mann verwandeln lassen Und beharrlich um deine Hand und Liebe frei`n. Gibst du ihm nach am dritten Tage schon, Oder gar zuvor, wird er an deiner Liebe zweifeln. Doch hältst du ihn bis zum Vierten hin, Wird alles geh`n nach meinem Sinn, Und alles wird in Ordnung sein. Doch sag` ihm nicht, daß du von seinem Plane wußtest, Da sonst ein bitter Unglück geschehen würd`.
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Prokris: | Wenn
das alles war, was ich befolgen muß,
Seh` ich keinen Grund noch länger Mit Sorgenfalten in den Tag zu schau`n, Denn diese Probe kann ich mit Leichtigkeit besteh`n.
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Artemis: | Das
will ich meinen und auch hoffen.
Aber nichts desto trotz, so will ich dich An den von dir geschloss`nen Pakt erinnern, In dem du, wenn eure Liebe wankt, Der Artemis dienen mußt.
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Prokris: | Du
kannst dir sicher sein,
Daß ich ihn nicht vergaß, Doch glaub` ich nicht, Daß er von Nöten seien wird.
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Fünfte
Szene
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(Eos
am siebenten Tag im eigenem Palast, beim Kephalos im Schlafgemach.)
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Eos: | Ich
seh` nun ein,
Daß deine Liebe für mich nicht soll sein. Deshalb ist es besser, Wenn ich dich heut` noch geh`n laß. Doch will ich nicht, daß du mich haßt, D`rum will ich dir `nen Wunsch erfüll`n.
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Kephalos: | Du
willst mich heute gehen lassen,
Schon aus diesem Grund Könnt` ich dich nicht gar wirklich hassen, Aber deinen Wunsch, welchen du mir willst erfüll`n, Will ich liebend gern entgegen nehm`n. Gib mir für eine kurze Zeit eine andere Gestalt. Stolz und schön so soll sie sein.
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Eos: | Was
soll dieser töricht Wunsch?
Doch wenn du es willst, so soll es sein.
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Kephalos: | Ja
ich will es so.
Will ich doch mein schönes Weib auf eine Probe stellen, Um sicher geh`n zu können, Daß sie mir wirklich treu ergeben Und daß sie niemals würd` einen and`ren Mann Als mich zu ihrem Manne nehmen.
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Sechste
Szene
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(Kephalos
in anderer Gestalt zurück in seinem Heim und hat schon drei Tage
vergebens um sein eigen Weib geworben, doch hörte immer nur ein Nein. Am
vierten Tag, die Sonne sinkt ganz rot, Kephalos und Prokris sitzen im
Garten an einem stillen Ort.)
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Kephalos: | Ich
weiß nicht wie ich`s deuten soll?
Bin ich bei dir, fühlt sich mein Herz ganz toll Und führt sich eigenartig auf, daß ich, Wenn ich nicht bald ein Ja, und besser wäre heut`, Aus deinem Munde hör`, mir die Haare einzeln rauf. Ich liebe dich! Beim Zeus, ich schwör`s!
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Prokris: | Gut
ich will dem Werben nun ein Ende setzen,
Denn ich kann nun länger nicht mehr warten, Zudem muß und brauch` ich`s nicht. Ganz deutlich sage ich dir nun in dein Gesicht: JA! Auch ich, ich liebe dich!
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Kephalos: | Welch
ein entsetzlich Wort!!!
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(Kephalos
nimmt seine wahre Gestalt an.)
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So
bist du überführt, Treulose!
Wie konnt` ich nur so stark in dir mich täuschen. Meine Augen wenden sich mit Greuel Von einem falschen, Von mir einst so geliebten, Weibe ab. Sag` kein Ton, kein Laut, Es würde alles noch viel schlimmer machen. Verlasse auf der Stelle dieses Haus, Daß nicht mehr dein zu seien hat. Die Götter soll`n über deinen üblen Ehebruch befinden, über dein weit`res Schicksal sollen sie entscheiden. Bist du mit dem Morgenrot noch hier, Werden sich die Hunde um deinen Körper balgen.
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(Mit
tränenüberströmten, leidvollem Gesicht verläßt die Prokris ihren
Mann, ihr Heim. Und nach kurzem Wege nur, nicht weit vom Unglücksort
nimmt sich Artemis ihrer an, ganz lieb und fein, und nimmt sie mit sich
fort.)
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Inhalt |
letzte Bearbeitung: 29.01.2012 | Literatur | Dramen | Kontakt: Ray Helming |