Die Stimme


Das Fernseh`n hat die Großen geladen,

Den politischen Kampf offen auszutragen.

Die Moderation geführt im feinen Tone

Von einer schönen Dame,

Wie´s heut üblich ist.

Sie stellt die edlen Herrn

Nach einander vor

Und bittet dann

Um das Gescheh`n zu beleben

Einen Gast

Aus der Mitte des Saals

In den Kreis der Erlauchten.




Da sitzen sie nun

Und führen Diskussionen.

Und in all dem Gescheh`n

Fragt die Dame den Gast,

Wie es denn sei,

Zwischen all den Prominenten.

Und dieser blickt scheu,

Sieht in den Kreis

Und antwortet kurz:

Wir werden seh`n.




Darauf hin ergreift

völlig enthemmt

Der Liberale das Wort.

Läßt lock`re Sprüche

Mit quiekender Stimme,

Mit netter Mine,

Schaut sich kurz um

Als Mann von Welt

Und lenkt dann sein Wort

Auf ´s politische Feld.




Er redet von Krisen,

Von Freiheit und Geld,

Von Wirtschaft der Welt

Und es wäre bewiesen

Globalisierung

Sei das einzige was heute zählt.




Da fällt ihm der Grüne in ´s Wort,

Nennt ihn einen dummen Thor

Und fragt ihn

Mit vorwurfsvollem Blicke,

Wie stelle er sich die Zukunft vor.

Wenn wir weiter nur an ´s Wachstum denken,

Wir gerade zu in ´s Unglück lenken.

Und die Natur nicht ewig trägt,

Was uns bewegt.




Darauf hin er vom Christdemokraten

Mit spöttischem Lachen belohnt.

Er nichts and`res erwartet hätt´.

Und dieser sofort beginnt

Mit gewetzter Zunge und gezogenem Mund,

Der Wähler, das Volk

Von all dem nichts mehr hören wolle.

Die Menschen auf der Straße

Fühlten ihre Kultur bedroht,

Im Sumpf von Multi-Kulti untergeh’n.

Und diese Sorgen gelte’s ernst zu nehm’

Und so wär’s nun an der Politik

Sich dieser Sache vollenz anzunehm’.




Und vehement der Sozi sich dazwischen klemmt.

Darum könne es nicht geh’n,

Der Kern der Sache ganz wo anders läg’...




Da steht der Gast aus ihrer Mitte auf,

“Ich fühl mich schlecht!”,

Und fällt tot um.




Ray Helming, 6/1999 - 22.11.2000


 

 

Auswahl

 

letzte Bearbeitung: 29.01.2012 Literatur Gedichte Kontakt: Ray Helming